Meer Nebel und andere Sonderheiten

Willkommen auf der Olympic-Halbinsel. Was freuten wir uns, dem Sohnemann endlich das Meer zeigen zu können. Seit Beginn der Reise hat er täglich gefragt, ob wir nun am Meer seien, bei jedem Bach oder See, manchmal auch ohne sichtbares Gewässer.

Endlich war es soweit, die gestrige Etappe führte ans Meer. Der sorgfältig recherchierte und gebuchte Campingplatz liegt unweit des Meeres und hat einen direkten Fusspfad bis an den Strand. So dachten wir, und versprachen Junior, dass er das Meer endlich sehen wird. Die Sonne lachte uns freundlich zu.

Nachdem das überfällige Wäsche waschen aufgegleist war, machten wir uns also frohen Mutes auf den Weg. Ich in Alltagslatschen, Junior immerhin in Trecking-Schuhen, die ein wenig höher an den Knöchel reichen. Es gab den Fusspfad tatsächlich, er führte über Privatgrundstücke, was aber offenbar ok war.

Nach 10 Minuten Spaziergang mussten wir feststellen, dass es nichts bringt, vor allem nicht mit dem Schuhwerk. Bald standen wir im Morast, und das Meer war zwar hörbar, jedoch unsichtbar hinter einem undurchdringlichen Wall aus Mannshohen Büschen versteckt, und es schien, als ob aus dem Morast in wenigen Metern tiefere Wasser zu erwarten waren. So mussten wir enttäuscht umdrehen.

Aber so schnell lassen wir uns doch nicht unterkriegen. Also zurück zum Wohnmobil, um mit den Arktis-erprobten, kniehohen Stiefeln erneut loszuziehen und alleine einen neuen Weg zu finden, den die ganze Familie gehen kann. Sogar den Weg mit der freundlichen Beschilderung “Road Closed” und “Danger …” habe ich versucht. Hätte ja sein können, die Beschilderung scheint schon in die Jahre gekommen. Leider vergebens. Es gibt an diesem Abschnitt schlicht kein Durchkommen.

Heute dann der nächste Versuch. Bei Regen und Nebel. Wir fuhren Richtung Norden. Wiederum sorgfältig recherchiert, machten wir eine Pause bei einem kurzen Trail, der an den Strand runter führen sollte – durch einen Regenwald-Abschnitt mit kurligen Bäumen. Vor Ort zeigte sich, dass dies schonmal vielversprechender aussah. Als wir jedoch am vermeintlichen Strand standen, war uns der Zugang durch Stapelweise Schwemmholz versperrt. Also nicht Äste, sondern unzählige Baumstämme …

Glücklicherweise fanden wir doch noch einen Weg, um einigermassen gefahrlos über einige wenige Stämme zu steigen und den Strandbereich zu erreichen. Es regnete und die Sicht war äusserst bescheiden, aber es hat sich trotzdem gelohnt, und der Junior hatte auch Freude daran.

Wir bleiben nun einige Tage in der Nähe eines Strandabschnitts des Olympic National Park und hoffen, dass sich das typische Wetter, wie wir es heute erlebt haben, in untypischen Sonnenschein wandelt.

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